Skigebietsgröße

Für die überwiegende Mehrheit der Wintersportler ist die Größe eines Skigebietes  das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Wahl ihres Zieles für einen Urlaub im Schnee. Das belegen Ergebnisse zahlreicher Umfragen unter Wintersportlern. Auch für den Tagesgast sind die Größe des Skigebietes und die Pistenvielfalt ausschlaggebend, so das Fazit einer Studie des Fachverbands der Österreichischen Seilbahnen und einer durch die Firma Montenius Consult mit dem Qualitätsmonitor Freizeit durchgeführten Besucherbefragung in zehn Skigebieten der deutschen Mittelgebirge.

Aber wie misst man die Größe eines Skigebietes? Die Größe eines Skigebietes machen Schneesportler in Europa fast immer an der Gesamtlänge der angebotenen Schneesportabfahrten fest. Doch es gibt noch weitere Einheiten, in denen Skigebietsgröße gemessen werden kann:

Befahrbare Fläche

In Nordamerika spielt die befahrbare Fläche (skiable acres) die wichtigste Rolle bei der Kommunikation der Skigebietsgröße. Sie schließt in der Regel sowohl präparierte Pistenflächen als auch freigegebene Flächen abseits der Pisten ein. Im Gegensatz zur Länge der Schneesportabfahrten berücksichtigt sie auch die Breite der Pisten. Eine 1.000 Meter lange Piste mit 200 Meter Breite (20 Hektar Fläche) fällt hier also wesentlich stärker ins Gewicht als ein vier Kilometer langer, aber nur fünf Meter breiter Skiweg (2 Hektar Fläche).

Anzahl der Pisten

Während die Anzahl der Pisten in Mitteleuropa eine untergeordnete Rolle spielt, wird sie in fast allen anderen Teilen der Welt beworben, besonders intensiv im Osten Nordamerikas. Um Vorteile im Marketing zu erlangen, bedient man sich hier dann gerne des Tricks, Pisten in mehrere Abschnitte zu unterteilen (upper, middle, lower).

Anzahl der Liftanlagen

Weltweit eine zentrale Kenngröße! Problem: Lift ist nicht gleich Lift. So spielt ein Förderband mit acht Meter Länge natürlich eine andere Rolle, als eine drei Kilometer lange Pendelbahn, die allein mehrere Bergflanken und dutzende Pistenkilometer erschließt. Manche Skigebiete rechnen in ihre Gesamtzahl Förderbänder und Schleppseile ein, manche nicht.

Beförderungsleistung der Liftanlagen

Die stündliche Beförderungsleistung in Personen pro Stunde wird vielfach kommuniziert, aber selten in einem werblichen Sinn. Fast ausschließlich in Nordamerika wird gelegentlich auch die vertikale Transportleistung der Liftanlagen in Personenhöhenmetern kommuniziert. Diese bildet die Leistungsfähigkeit des Liftsystems besser ab, da sie auch die Höhendifferenzen der Liftanlagen berücksichtigt. So transportiert ein Förderband zwar bis zu 1.400 Personen pro Stunde, aber meist nur über wenige Höhenmeter. Die 1.400 Personen Förderleistung einer Seilbahn über 500 Höhenmeter haben da schon deutlich höheres Gewicht. Für den Gast ist die Beförderungsleistung an sich jedoch irrelevant, lediglich im Verhältnis zur Zahl der Gäste im Skigebiet (Wartezeiten) oder zum angebotenen Pistenumfang (Überfüllung) sagt sie etwas zum Komfort und damit zur Qualität aus.

Ausdehnung des Skigebiets

Einige Skigebiete geben nicht die befahrbare Fläche ihres Areals sondern die Gesamtausdehnung an. Ein flächenmäßig großes Skigebiet kann bei einem relativ dünnen Pistennetz größer wirken als ein Areal mit einer größeren Pistenlänge auf kleinerem Raum, weil es sich beispielsweise über mehrere Gipfel und Täler erstreckt, die aber jeweils nur mit ein oder zwei Pisten erschlossen sind, während anderswo Batterien paralleler Abfahrten über eine einzige Bergflanke führen. Daher beeinflusst die Ausdehnung die „gefühlte“ Größe ganz erheblich. Die Ausdehnung ermittelt man, indem man um die bereits digitalisierten Pisten und Liftanlagen am jeweils äußeren Rand einen Polygon zieht und die von diesem umschlossene Fläche misst. Die Skigebietsfläche umfasst also jene Fläche, die man nicht verlassen kann, ohne eine Piste oder einen Lift des betreffenden Skigebietes zu queren. Die folgende Abbildung illustriert dies am Beispiel der Skigebiete am Arlberg.

Höhendifferenz

Die maximale Höhendifferenz spielt in der Kommunikation nordamerikanischer Skigebiete eine wichtige Rolle, in Europa hingegen kaum. Dabei ist sie gerade in Europa ein Indikator für die gefühlte Größe. Das liegt daran, dass auch die Vielfalt des Landschaftsbildes den Eindruck der Größe mitbestimmt. Skigebiete, die vom Rand der Weinberge, durch Laub- und Nadelwälder bis auf Gletscher hinaufreichen, wirken groß, auch wenn die Gesamtlänge der Pisten nicht gewaltig ist.

Ersteintritte

Diese Kennzahl (auch bekannt als skier visits – also die Zahl der Besuchstage in einem Skigebiet) ist das Maß für den Erfolg eines Skigebietes und seine Marktanteile und hat für die Gäste nur sekundäre Bedeutung und zwar im Verhältnis zur Liftkapazität und zum Pistenangebot. In einem Skigebiet mit 150 Pistenkilometern und 300.000 Ersteintritten pro Winter sind die Abfahrten naturgemäß leerer als in einem gleich großen Areal mit 1,5 Millionen Besuchern.

Topografie

Auch der Charakter des Geländes über das sich das Skigebiet erstreckt, beeinflusst die wahrgenommene Größe. Ein Skigebiet, dass sich auf einen Berghang beschränkt wirkt bei gleicher Pistenlänge seiner parallel angeordneten Abfahrten kleiner, als ein Areal, in dem sich diese Pistenkilometer über mehrere Bergflanken, Täler und Gipfel verteilen.

Aktuell arbeiten wir an der Entwicklung eines Kennwertes zur Messung der Skigebietsgröße unter Berücksichtigung mehrerer relevanter Faktoren. Entscheidenden Einfluss hat dabei deren jeweilige Gewichtung. Diese wird jeder Skifahrer nach seinen persönlichen Prioritäten anders vornehmen. Um diese Gewichtung auf eine breite Basis zu stellen, führen wir dazu hier eine Befragung durch.

Kontakt

Montenius Consult
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